Cover «Landschaft als Wunderkammer. Fragen nach einer Haltung»

Vogt spricht

«Landschaft als Wunderkammer» heisst das neue Büchlein zu und von Günther Vogt. Im Interviewband monologisiert der Landschaftsarchitekt auf 244 Seiten zu Landschaft, Stadt, Lehre, Case Studio und Büro. Zu entdecken gibt es aber keine Wunder in der Kammer, sondern vor allem eine unkritische Selbstbetrachtung.

Ich gebe zu, irgendwann habe ich aufgehört zu lesen. Denn die Suche nach dem Kern, nach den Kernen der Aussagen, nach der Richtung, nach den Richtungen, nach der Haltung in den tausenden von Sätzen von Günther Vogt in «Landschaft als Wunderkammer», hat mich ermüdet. Ich habe die Orientierung und den Anschluss verloren. Dabei ist die Übungsanlage gut und verlockend: Eine Wunderkammer in Buchform zum Thema Landschaft, in der einer der renommiertesten und wichtigsten Landschaftsarchitekten und -forscher unserer Zeit zu seinen ureigenen Themen, zu seinem Kosmos redet. Eine Wunderkammer ist zwar per se richtungslos und vielfältig, aber etwas mehr Orientierung und etwas weniger Gemeinplätze hätten mir geholfen und dem Buch gut getan. Aber fangen wir vorne an: Das Buch besteht aus fünf Interviewmarathons, die in ihrer Länge und Unstrukturiertheit an das Oral-History-Interviewprojekt des Kunsttausendsassas Hans-Ulrich Obrist mit den Kunst- und Architekturgrössen der Welt erinnern. Sie verlaufen entlang fünf physischer Orte: Wir lesen, was Vogt über (die) Landschaft sagt, wenn er im Panorama-Restaurant Schatzalp über Davos sitzt, was er über (die) Stadt denkt, wenn er einen Spaziergang durch Zürich macht, wie er an der ETH Zürich lehrt, warum es in seinem Case Studio neben seinem Büro stinkt, und wie der Landschaftsarchitekt in seinem Büro arbeitet. Soweit so gut. Doch das vielversprechende Buchkonzept kommt nicht zum Fliegen. Wieso? Einerseits aufgrund der grossen, aber wenig strukturierten Menge von Gedanken und Abschweifungen, vor allem aber weil Vogt sich von zwei Mitarbeitern seiner eigenen Professur interviewen lässt: Es fehlt jegliche kritische Distanz, es gibt weder Ein- noch Widerspruch, anstatt Fragen sind es vielmehr Stichworte, die Vogt von den Herausgebern Rebecca Bornhauser und Thomas Kissling wie Pässe auf dem Fussballfeld zugerollt bekommt. Der fehlende Blic...
Vogt spricht

«Landschaft als Wunderkammer» heisst das neue Büchlein zu und von Günther Vogt. Im Interviewband monologisiert der Landschaftsarchitekt auf 244 Seiten zu Landschaft, Stadt, Lehre, Case Studio und Büro. Zu entdecken gibt es aber keine Wunder in der Kammer, sondern vor allem eine unkritische Selbstbetrachtung.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.