Der Film gilt als die Kunstform des 20. Jahrhunderts – aber was ist mit dem Kino, ohne das der Film doch gar nicht zu denken wäre? In der Architekturgeschichtsschreibung fristet der Bautyp ein merkwürdiges Schattendasein, so als wäre das Kino bloss die notwendige Hülle für das Spektakel der laufenden Bilder. Dabei!, möchte man spätestens nach der Lektüre des von Sandra Walti und Tina Schmid herausgegebenen Buches «Rex, Roxy, Royal» ausrufen... Dabei gibt es doch kaum Fantastischeres als diese grossen Höhlen in den Gassen unserer Städte, an den Dorfplätzen und entlang der Überlandstrassen, die ihre Besucher für zwei Stunden in ungesehene Länder entführen. Von einem «mystischen Raum, in dem Filme zum Leben erweckt werden», spricht Frédéric Maire, Direktor der Cinémathèque Suisse, im Vorwort des Buches, und weist mit Recht darauf hin, dass der Kinosaal ein Kulturgut ist, das es genauso zu pflegen und schützen gilt wie den historischen Film. Bräuchte es hierzu Beweismaterial, dann findet man es über 360 Seiten ausgebreitet in «Rex, Roxy, Royal». So wie der Schriftzug «Cinema» oder «Kino» verheissungsvoll in der Dunkelheit leuchtet, so tut er es auch auf dem schwarzen Einband dieser sorgsam gestalteten Publikation, die im Untertitel eine «Reise durch die Schweizer Kinolandschaft» verspricht. Es ist eine Reise, welche die wenigen Klassiker der Kinoarchitektur – das von Roman Clemens in delirierendem Schwarz-Weiss gestaltete Filmpodium / Studio 4 in Zürich, Rino Tamis atemberaubend elegantes Corso in Lugano oder das bald 20 Jahre alte RiffRaff von Meili Peter und Stauffer & Hasler Architekten –  ebenso umfasst wie Landkinos und halbprovisorische Spielstätten, historische ebenso wie aktuelle Säle, Arthouse- ebenso wie Multiplex-Kinos. Und was es nicht zu entdecken gibt zwischen Pontresina und Tramelan, zwischen Chiasso und Stein am Rhein! ...