Mit schwarzweissen Strukturen unterschied Dieter Kienast Bäume, Kies oder Asphalt auf Plänen. Sie umhüllen das Buch und unterteilen die Kapitel. Fotos: Dieter Kienast, Archiv Fabienne Kienast Weber

Porträt eines Bewegers

Dieter Kienast erfand für die Landschaftsarchitektur eine städtische Formensprache. Er schrieb, debattierte und lehrte. Nun porträtiert ihn eine kluge und schöne Monografie.

Als 1984 Dieter Kienasts Stadtpark in Wettingen eingeweiht wurde, ging ein Raunen durch die Schweizer Landschaftsarchitektur: Just als die Naturgartenbewegung ihren Höhepunkt erreicht und vielerorts ihre Forderung nach natürlich angelegten Freiräumen durchgesetzt hatte, wagte es ein Landschaftsarchitekt zu gestalten. Auf der ehemaligen Fussballwiese hinter dem Wettinger Stadthaus hatte der damals 39-Jährige Versatzstücke aus der Gartenkunstgeschichte zu einem lustvollen Ganzen collagiert, schnurgerade Baumreihen pflanzen lassen und die drei Schlittenhügel nicht sanft gewellt, sondern zu scharfkantigen Pyramiden geformt. Im Erstlingswerk sind die Credos erkennbar, die Kienasts gesamtes Schaffen bestimmen sollten: Zum einen wollte er den menschlichen Eingriff sichtbar machen, zum anderen ein Vokabular für die Natur der Stadt finden. Er suchte kein romantisches Abbild eines idyllischen Arkadiens, sondern wollte Brüche und Widersprüche der städtischen Realität artikulieren. Trotz der gestalterischen Absicht lag ihm eine ökologisch intakte Umwelt am Herzen – die drei Erdpyramiden in Wettingen überzog aus diesem Grund kein simpler Rasen, sondern eine artenreiche Magerwiese.Ein Vokabular entwickelnIm Laufe seiner Karriere verstärkte sich Kienasts Ruf als Gestalter. Dazu trugen nicht zuletzt die drei Sammelbände bei, die er vor seinem frühen Tod 1998 selbst initiiert hatte. Christian Vogts Schwarzweissfotografien enthoben die geschmackvoll gestalteten Privatgärten ihrer Alltagsrealität, indem sie sie zu abstrakten Kunstwerken wandelten, ebenso die Umgebungen für Firmensitze wie von Ricola oder von Swiss Re oder die öffentlichen Park- und Platzanlagen. Das Bild des selbstbewussten Gestalters liess den Boden, in dem Kienasts Laufbahn wurzelte, in Vergessenheit geraten. Nach einer Gärtnerlehre hatte er zu den ersten Studenten des interdisziplinären Studiengangs für Architek...
Porträt eines Bewegers

Dieter Kienast erfand für die Landschaftsarchitektur eine städtische Formensprache. Er schrieb, debattierte und lehrte. Nun porträtiert ihn eine kluge und schöne Monografie.

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