«Die Leute haben Angst von diesem Jupe», steht auf der ersten Seite des Buches. Dieser einzige Satz bringt die Anfänge des Modelabels «Thema Selection» auf den Punkt: Vor über vierzig Jahren, als das Geschäft in der Zürcher Altstadt gegründet wurde, trugen die meisten Frauen entweder hippieske Muster oder bieder. Zwei Jahre lang kaufte kaum jemand dort ein, bis die amerikanische Vogue 1974 begeistert über die avantgardistische Mode im Oberdorf schrieb. Es folgten drei Modeschauen, die zum Stadtgespräch wurden, und Schlagzeilen über international bekannte Filmstars, die sich von Ursula Rodel und Sissi Zöbeli einkleiden liessen. Der Laden wurde über die Jahre zu einem Treffpunkt der Zürcher Kunst- und Kulturszene.In «Female Chic» erzählt die Journalistin Gina Bucher die Geschichte des Labels und ergründet den Kosmos «Thema Selection», eine komplexe Konstellation aus Mode, Politik und Kultur. Gegründet hatten das Geschäft und Modelabel Katharina Bebié, Ursula Rodel und Sissi Zöbeli. Ein paar Jahre gehörte Elisabeth Bossard dazu, später Christa Derungs, heute Sonnhild Kestler mit ihren opulenten Textilentwürfen. Das Buch ist stark, ganze 632 Seiten gar – 400 davon sind aber farbige, grossformatige Bilder. Auf den vielen Seiten erläutern neben den Gründerinnen auch ihre Wegbegleiter die Hintergründe des Phänomens. Es finden sich Texte von Elisabeth Bronfen, Katharina Tietze, Martin Jaeggi, Jacqueline Burckhardt, Laurence Frey, This Brunner, Sybille Berg, Walter Keller, Bice Curiger, Ursula Rodel und Sonnhild Kestler. Mit diesen Textblöcken findet sich von legendären feministischen Performances wie der Frauenrakete, über Modenschauen und Musen den Weg ins heute, wo es nun – anders als beim Aufbruch in den Siebziger- und Achtzigerjahren – um knallharte Ökonomien, um Wirtschaftlichkeit und Geld geht. Schliesslich sind es aber vor allem die vielen, a...