Chamues-ch, gemalt von Peder Mork Monsted, 1915.

Alte Meister neu sehen

Charly Bieler hat 162 Gemälde und Zeichnungen über Landschaften zusammengesucht und fotografiert, wie sie heute aussehen. Nebst Zerstörungen gibt es auch Verschönerungen. Eine Rezension mit Bildergalerie von Köbi Gantenbein.

Gerne treffe ich Bergbähnler, Hotelièren und Kurdirektoren. Sie sind von Beruf aus fröhlich und haben ein grosses Selbst- und Sendungsbewusstsein, denn sie sehen sich als Daseinsgrund Graubündens. Reden wir über Kunst- und Kulturförderung, so lächeln sie mitleidig. Natürlich hätten sie nichts gegen Kunst, aber die Künstlerinnen sollten mehr Marktblick haben, Unternehmerinnen sein, wie sie, statt vom Staat Geld erwarten. Ich zähle ihnen dann die vielen Millionen Geld aus Bund, Kanton und Gemeinden auf für Bergbahnen, Schneekanonen, Hotels, für die RhB, das Postauto, für Wanderwege und Autostrassen. Aber auch das Geld, das sie für die Powerpoint-Folien der Köfferliböcke, für die Operationen, die aus Kurorten Destinationen machen und für die Reklamefeldzüge vom Staat erhalten. Nur drei Prozent des dem Fremdenverkehr bezahlten Geldes – und der Kunst und Kultur ginge es blendend. Die Fremdenwirtschafter belehren mich dann über den Unterschied zwischen «Wertschöpfung» – was sie machen würden – und «Wertkonsum» – was die Künstler machten. Jeden Franken müssten sie verdienen, bevor die Kunst ihn verprassen könne.Nun hat der Churer Journalist und Fotograf Charly Bieler das Buch «Wo die alten Meister standen» herausgegeben. Er hat 162 Gemälde und Zeichnungen zusammengesucht über die Landschaften Graubündens. Von grossen Meistern wie William Turner über die zeitgenössische Meisterin Miriam Cahn bis zum Sonntagsmaler Heinrich Engi, der mit Herzblut einen winterlichen Weg bei Tschiertschen im Morgenlicht hinterliess. Die 162 Bilder zeigen eindrücklich, wer das Bild von Graubünden gemacht hat. Ohne Segantini und Giacometti wären die Werbegrafiker des Oberengadins arbeitslos; ohne Heinrich Engi und Seinesgleichen gäbe es keine Idylle, die für so viele Gäste Graubündens ein Sehnsuchtsort ist.Doch ich lerne noch etwas. Charly Bieler hat die 162 Motive s...
Alte Meister neu sehen

Charly Bieler hat 162 Gemälde und Zeichnungen über Landschaften zusammengesucht und fotografiert, wie sie heute aussehen. Nebst Zerstörungen gibt es auch Verschönerungen. Eine Rezension mit Bildergalerie von Köbi Gantenbein.

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