Von Peter Zumthor Anfang der Siebzigerjahre umgebaut: Wohnturm aus dem 14. Jahrhundert im Dorfverband von Lumbrein. Fotos: Reto Wasser

Zumthor vor Zumthor

Ein Blick auf zwei frühe, unbekannte Jahrzehnte zeigt Peter Zumthor als vielseitigen Aktivisten für Baukultur und als suchenden Architekten.

Bei Sumvitg in der Surselva baute Peter Zumthor 1989 die Kapelle Sogn Benedetg. Drei Jahre zuvor waren in Chur die Schutzbauten über römischen Funden entstanden und in Haldenstein das erste Atelierhaus des Architekten. Diese Bauten begründen Zumthors Weltruhm. Die meisten Bücher – auch die umfassende Monografie, die noch dieses Jahr erscheinen soll – beginnen mit ihnen, und so wurde allmählich der Nimbus des atmosphärischen Raumzauberers konstruiert, der aus dem Nichts kam. Doch bis zu diesen ersten bekannten Werken hatte Zumthor bereits fast zwanzig Jahre in Graubünden gewirkt und gebaut. In dieser Zeit liegen die Wurzeln seiner Architektur.Über den Architekten vor 1985 ist das Folgende bekannt: Ein gelernter Möbelschreiner wird an der Kunstgewerbeschule Basel und am New Yorker Pratt Institute zum Gestalter und Architekten ausgebildet und arbeitet in Graubünden als Denkmalpfleger. Das ist korrekt, aber unvollständig. Zumthor selbst spricht von seiner «gewachsenen Biographie» und teilt ihre Anfänge in ein «soziales» und ein «kulturpolitisches» Jahrzehnt, in denen er zum Beispiel die Churer ‹Klibühni› mitbegründete, ein noch heute bestehendes Kleintheater, und sich kulturell breit engagierte, zunächst als Denkmalpfleger und Siedlungsinventarisator, dann als Mitglied von Heimatschutz und Werkbund. Parallel dazu entwickelte er seine zunächst spielerische Bautätigkeit, bis er 1979 sein Atelier gründete und vollberuflich als Architekt tätig wurde. Bis 1985, bis zu den ersten bekannten Werken also, entstanden gut ein Dutzend Um- und Neubauten.Die Siebzigerjahre – das soziale JahrzehntDie Rückkehr des in New York ausgebildeten Architekten fällt in eine Zeit des Umbruchs. Ende der Sechzigerjahre wird zwar rege gebaut, doch längst sind Kapitalismus- und Wachstumskritik vom Rande der Hippiekultur in den Mainstream gewandert. Die Architektenschaft untersucht we...
Zumthor vor Zumthor

Ein Blick auf zwei frühe, unbekannte Jahrzehnte zeigt Peter Zumthor als vielseitigen Aktivisten für Baukultur und als suchenden Architekten.

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