‹Maison de l’Ecriture› in Montricher: Unter dem Betondach sollen dereinst Hütten hängen, in denen Autoren hausen.

Wenn Architekten träumen dürfen

Die «Fondation Jan Michalski» beauftragte den Architekten Vincent Mangeat vom Büro Mangeat-Wahlen mit dem Projekt seines Lebens: die ‹Maison de l’Ecriture› in Montricher.

Sanft heben sich die Hügel, glücklich grasen die Kühe. In der Ferne erblickt man den Genfersee und die Alpen. Im Dorf Montricher im Waadtländer Jura ist die Welt noch in Ordnung. Bald wird die Landschaft neben den Bauern Schriftsteller aus aller Welt entzücken. Sie sollen da während maximal eines Jahres wohnen und schreiben. Die Fondation Jan Michalski baut eine ‹Maison de l’Ecriture›, ein Haus der Schrift. Seit 2010 vergibt sie einen internationalen Literaturpreis. Dahinter steht die Roche-Erbin Vera Michalski-Hoffmann, die die Fondation ihrem verstorbenen Ehemann gewidmet hat. Die Stiftung beauftragte den Architekten Vincent Mangeat vom Büro Mangeat-Wahlen mit dem Projekt seines Lebens. Am Rand des Dorfes, wo vorher eine Kapelle und ein Ferienhaus standen, ging Mangeat aufs Ganze. Er pflanzte Betonbäume, die einen riesigen Baldachin tragen, der das Licht filtert wie ein Wald. Der Architekt baute die Natur nach, goss die Idylle des Ortes in Stein. Dieser artifiziellen Landschaft stellte er zwei Betonkuben entgegen. Im einen befindet sich ein Ausstellungssaal, der aus edlem Eichenholz gefertigt ist. Der andere gleicht einem begehbaren Regal, in dem über 80 000 Bücher liegen. In kleinen, feinen Erkern können sich die Literaten zurückziehen und, die Landschaft vor Augen, sinnieren.
Das Haus fasziniert und irritiert. Im Untergeschoss, das die beiden Kuben verbindet, übertat sich der Architekt aber, die Stimmung kippt. Im Theatersaal zacken die Betonträger durch den Raum, dazwischen wellt sich das Holz. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt, auch nicht jene der Benutzbarkeit: Der Saal ist zur Treppe und zum Foyer hin offen, eine konzentrierte Vorführung ist unmöglich. Auch hier gilt aber: Die Materialien sind präzis gefügt, aufwendig verarbeitet, wertig. Die Stiftung hat keine Kosten gescheut – und hat alle Zeit der Welt. Denn noch sind keine Literaten eingezog...
Wenn Architekten träumen dürfen

Die «Fondation Jan Michalski» beauftragte den Architekten Vincent Mangeat vom Büro Mangeat-Wahlen mit dem Projekt seines Lebens: die ‹Maison de l’Ecriture› in Montricher.

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