Lichtlösungen Fotos: Agnes Schmid

Von der Glühbirne zur Architektur

Die Lichtbranche wurde durch die Entwicklung der letzten Jahre auf den Kopf gestellt. Um Architekten neue Beleuchtungslösungen näherzubringen, lud die Firma Osram nach München.

Die über 100-jährige Firma mit der Glühbirne im orangen Oval hat ein Problem. Osram macht einen Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro, doch der Weltmarktführer bei Leuchtmitteln muss umdenken. Die uns allen wohlbekannte Glühbirne, die die Basis für den Wohlstand der Firma war, wird es bald nicht mehr geben. Viele der traditionellen Leuchtmittel werden aus ökologischen Gründen in Zukunft verboten. Die Lichtbranche wurde durch die rasante Entwicklung der letzten Jahre wohl wie keine andere auf den Kopf gestellt. Die LED-Technologie veränderte sehr vieles und dies sehr schnell. Die Geschwindigkeit, mit der heute lichttechnische Entwicklungen passieren, hat sich versechsfacht. Osram entwickelt nur noch LED; die traditionellen Leuchtmittel werden nicht mehr weiterverfolgt. Die neuen Technologien erfordern neue Prozesse. Man spricht von Lichtwissen, Beleuchtungslösungen, Steuerungstechnik und Lichtmanagementsystemen. Statt von Lampen redet man von Komponenten.

Um Architekten die Kompetenz bei Beleuchtungslösungen näherzubringen, lud Osram zu einer Reise nach München und Traunreut. Erste Station war das Lenbachhaus von Foster & Partners. Der Lichtkünstler Dietmar Tanterl orientierte sich bei seinem Konzept an einem Statement von Wassily Kandisky: Wenn er ein Kunstwerk morgens male, müsse er es sich mittags noch einmal anschauen, um zu sehen, wie die Farben im mittäglichen Licht wirkten. Aufbauend auf Tanterls Idee kann zwischen morgenrotähnlichem Warmweiss und tageslichtähnlichem Kaltweiss justiert werden. Eine Mischung ist so programmiert, dass sie bei der Farbwiedergabe 95 CRI (von 100) erreicht. Die interessanteste Lösung im Lenbachhaus ist wohl die Shedleuchte, die in den Obergeschossen das Tageslicht ergänzt. Sie befindet sich direkt unterhalb des Fensters und strahlt – wie das natürliche Licht – zunächst in die Sheds und dann indirekt in die Ausstellungsräume. Gesteuert wird das Ganze per Tablet-PC.

Am anderen Tag ging es ins Technologie- und Design-Center in Traunreut. Während des Morgens prasselten diverse Powerpoint-Präsentationen auf das Reisegrüppchen nieder. Die Autorin fand vor allem Gefallen an den «Daylight Systems». Diese arbeiten zu hundert Prozent mit der natürlichen und kostenlosen Ressource Tageslicht, und das einzige, was man bändigen muss, sind deren zwei Nebenwirkungen Blendung und Wärmestrahlung. Das tönt einfacher, als es ist. Prismatische und reflektorische Systeme an Fassaden und Dächern regeln die Lichtdurchlässigkeit mit Sonnenschutz und bieten eine hohe Transparenz durch die Drehbarkeit der Lamellen. Der einzige Einwand, den man aus architektonischer Sicht haben kann, ist ein ästhetischer. Montiert man ein Tageslichtsystem als Fassade, wird der Architektin jegliche Gestaltungsfreiheit genommen. Hingegen die Systeme auf dem Dach zu montieren, überzeugt ganz und gar.

In einer ersten Version des Beitrags haben wir versehentlich Lengbachhaus statt Lenbachhaus geschrieben. Wir entschuldigen uns für den Fehler.

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Kommentare

Urs Honegger 16.09.2014 15:51
Danke für den Hinweis. Der Fehler ist korrigiert. Urs Honegger, Redaktion Online.
Helmut Reusch 16.09.2014 15:45
Es ist das Lenbachhaus in München; s.a. http://www.lenbachhaus.de
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