Die Materialien und die Proportionen der Aufstockung an der Binzstrasse in Zürich orientieren sich am Bestand. Fotos: Roman Keller

Vier Gewinner

Wenn Kapital in Immobilien flüchtet, sind Sanierung und Verdrängung oft dasselbe. Gern erzählt man dann Geschichten, in denen alle gewinnen: der Bauherr (ein Nougathersteller), die Planer (Meier Hug Architekten), die Nutzer (ein kunterbunter Mix) und das Quartier (das ehemalige Industriegebiet Zürich-Binz).

Wenn Kapital in Immobilien flüchtet, sind Sanie­ rung und Verdrängung oft dasselbe. Gern erzählt man dann Geschichten, in denen alle gewinnen.Der Bauherr: Noch immer steht ‹Hans Kaspar AG› auf dem Ensemble im Zürcher Industriequartier Binz. Seit den 1920er-Jahren produzierte Kaspar hier Margarine und Nougat. In den 1950er-Jahren erweiterte er die Produktion, vor zwanzig Jahren zog er aus, blieb aber Hauseigentümerin. Danach nutzten Gewerbler und Kreative die Räume. Ende 2013 brannte es im Keller. Sollte man nun die grossen Ausnützungsreserven mit einem Ersatzneubau ausschöpfen? Das Familienunternehmen entschied sich gegen einen Grosskredit und für eine Partnerschaft mit dem grössten Mieter, dem Architekturbüro.Die Planer: Meier Hug Architekten schlugen eine Aufstockung vor. Den Ausbau bezahlten sie selbst, bekamen im Gegenzug einen Zehnjahresvertrag mit tieferer Miete und Option auf Verlängerung. Heute arbeiten vier Dutzend Angestellte in hellen Räumen mit Aussicht und eigener Dachterrasse. Nüchtern folgt der Aufbau dem Baurecht und reduziert die Dachlandschaft im Innern auf einen Höhenversatz. Verschraubte Stahlrahmen zeichnen die Struktur des Bestandes nach und überspannen zwischen sechs und dreizehn Meter. Die Pfosten-Riegel-Fassade umhüllt 650 Quadratmeter mit geschliffenem Betonboden und gelochten Trapezblechdecken.Die Nutzer: Eine Fluchttreppe ergänzt das charakteristische Treppenhaus zur Strasse, der Warenlift beim Gebäudegelenk ist behindertengerecht, Steigzonen und Toiletten sind neu. Ansonsten blieb der Bestand unverändert. Im Keller teilen sich die Hersteller von biologischen Suppen und Kosmetik eine selbstgebaute Küche. In der alten Schmelzerei arbeiten Künstler, in der grossen Halle ein Spengler und in den anderen Räumen ein Online-Magazin und Ateliergemeinschaften. Bei tiefer Miete stören weder abgefallene Kacheln noch alte Einbauten.Das Quar...
Vier Gewinner

Wenn Kapital in Immobilien flüchtet, sind Sanierung und Verdrängung oft dasselbe. Gern erzählt man dann Geschichten, in denen alle gewinnen: der Bauherr (ein Nougathersteller), die Planer (Meier Hug Architekten), die Nutzer (ein kunterbunter Mix) und das Quartier (das ehemalige Industriegebiet Zürich-Binz).

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