Manche Bauten leben von einer tragenden Idee. Sie sind bestenfalls stringent und schlimmstenfalls penetrant. Der Umbau der Architekten Alder Clavuot Nunzi in Soglio hat eine tragende Decke. Er ist zugleich durchdacht und erfreulich inkonsequent. Und er ist das erste Projekt der Architekten, die seit ihrem Zürcher Studium im Bergell arbeiten, obwohl nur einer aus der Südbündner Talschaft stammt. In einem schmalen Innenhof bauten sie für einen Schulkollegen ein Dienstgebäude des Palazzo Salis um.Die neue Betondecke ist der einzige grössere Eingriff. Sie verteilt die Heiz- und Wasserleitungen, zieht die alten Bruchsteinwände zusammen und speichert Wärme. Sie ist schwarz gefärbt, oben abgeschliffen und unten lasiert. Sinnfällig übersetzt sie den Charakter der verschwundenen ‹volta plena›, einer massiven Verbunddecke aus Balken und Steinen, die brandsicher zwischen Küche und Rauchkammer lag. Die neue Küche prägen graue und weisse Schrankfronten. Mit Farbe umgingen die Architekten so die ungünstige Proportion, in der die zeitgemäss hohe Küche den tiefen Raum teilt. Im geräumigen Bad darüber übersteigern sie das Motiv mit schwarzen und weissen Fliesen in postmoderner Manier.So roh die Decke ist, so verspielt das Bad und die Küche, so zurückhaltend sind die anderen Eingriffe. Die Architekten dämmten Kellerdecke und Dach und legten Sprossen zwischen das Einfach- und das Isolierglas der Fichtenfenster. Dünner Wärmedämmputz bedeckt die Wände. Das Täfer der Stube ist gedämpft und mit Schafwolle hinterfüllt. Die neuen und breiteren Abdeckleisten sind zwar heller, doch fügen sie sich dank geschwungenem Profil mühelos in den Bestand.Der kleine Umbau ist ein beachtlicher Erstling. Auf kleinem Raum finden sich eine Fülle von Themen. Hier roher Beton, dort heimelige Zierleisten. Hier geballte Technik, dort Ökoprodukte. Hier kühler Minimalismus, dort verspielter Gesta...