Mit grosser Kelle hat gestern Abend die Architekturzeitschrift «Archithese» angerichtet und eingeladen: Ein Vortrag von Patrik Schumacher, Geschäftsführer und Thronfolger bei Zaha Hadid Architects in London, im obersten, der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglichen Teil des Swissmill-Silos in Zürich. Über AI-Architecture wollte Schumacher sprechen, also darüber, was künstliche Intelligenz für die Architektur tun kann, die Veranstalter setzten den Titel «The Shape of Things to come» darunter. Rund hundert Leute wollten das hören, in den vorderen Reihen Architekten, in den hinteren Studenten.Kurz nach dem Hallo wechselte der Referent ins Englische, wohl weil er seinen Vortrag und den Architekturdiskurs gewöhnlich in dieser Sprache hält. Je länger sein Referat dauerte, desto mehr beschlich das Publikum jedoch die Vermutung, dass er in der Sprache Shakespeares einfach besser mit den Adjektiven und Begriffen jonglieren kann. Schumacher sprach schnell und viel, dazu zeigte er Visualisierungen und Animationen der verschiedenen Forschungsprojekte, an denen er beteiligt ist. Das Narrativ blieb sich über den gesamten Vortrag ungefähr gleich: Architektur muss wagen und dick auftragen, um sich zu entwickeln. Es gilt mit den digitalen Technologien aus der Komfortzone auszubrechen. Ziel: bigger, better, faster, more. Der Zuschauer hätte sich gewünscht, der Referent hätte zwischendurch innegehalten und eines der Projekte beziehungsweise die Vorgehensweise detailliert erklärt. Stattdessen surfte Schumacher auf seiner Begriffswelle darüber hinweg. Am Ende des Referats blieb ein fahler Nachgeschmack: Ist der Horizont des Zuschauers zu eng oder Schumachers zu weit? Die Antwort auf diese Frage ergab sich im Gespräch mit dem Publikum, dem sich Schumacher gekonnt stellte. Schumachers Welt, in der er seine Arbeit vollzieht, ist von dem, was der Zuschauer in Zürichs Ex-Industrie...