Neudorfstrasse in Wädenswil: Zwischen unbeholfenen Kunstfelsen führt der Weg zur Gebäudetaille, die Fassade zieht sich wie ein Vorhang zur Seite. (Foto: Roland Bernath)

Mehr als Verdickung

In Wädenswil verdichten Esch Sintzel Architekten mit einer typologischen Untersuchung in Schwedenrot. Ein Spiel mit Grösse und Geometrie, Bewegung und Blickbezügen.

Eine ähnliche Aufgabe stellt sich Architektinnen in der Schweiz zukünftig noch Tausende Male. In Wädenswil bewohnten weniger als vierzig Menschen 24 kleine Genossenschaftswohnungen in drei Zeilenbauten von 1931 beziehungsweise 1949. Im Ersatzneubau wohnen heute 150 Menschen, darunter mehr als 35 Kinder. Die Ausnützung stieg von 0,35 auf 0,61, die Wohnungszahl verdoppelte sich, und die oberirdische Geschossfläche wuchs sogar noch stärker. Die wichtigste Zahl aber lautet: Heute steht da bloss noch ein Haus.«Der Entwurfsprozess glich Quecksilbertropfen, die sich vereinen», blickt der Architekt Philipp Esch zurück. Im Wettbewerb 2012 hatten er und sein Büropartner Stephan Sintzel versucht, die alte Struktur aufzunehmen. Breiter und höher bildeten die Zeilen aber wenig attraktive Aussenräume. Das merkten auch die anderen Wettbewerbsteilnehmer und setzten auf kräftige Zeilen oder Kämme. Esch Sintzel kamen umgekehrt zur Einzelform. Schrittweise deformierten sie die Baukörper, aus dreien wurden vier, und am Ende verschmolzen sie. Angelehnt an eine schottische Gebirgsformation nennen die Architekten die verwachsenen Dreiecke ‹Four Sisters›, vier Schwestern.Rundum reihen sich kleinere Bauten brav entlang der Quartierstrassen auf. Im Schwarzplan sehen die verschmolzenen Baukörper darum nach einem eigenwilligen Planspiel aus, geboren aus architektonischer Lust und der Not des Massstabssprungs. Gebaut wirken sie erstaunlich selbstverständlich. Ohne Parallelen zu bilden, fächert sich der Baukörper entlang der Strasse auf. Geschickt kaschiert er seine Grösse und fasst nachbarschaftlich überschaubare Aussenräume. Und anders als an der Goldküste, wo sich Wohnungen oft als banale Südterrassen hin zu Abendsonne und Seesicht stapeln, hat man am linken Seeufer zwei Seiten mit unterschiedlichen Qualitäten und darum gute Gründe für interessantere Raumfolgen. So ermöglicht der ve...
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In Wädenswil verdichten Esch Sintzel Architekten mit einer typologischen Untersuchung in Schwedenrot. Ein Spiel mit Grösse und Geometrie, Bewegung und Blickbezügen.

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