Ihr ‹Brandmauer-Charakter› verbindet die Fassade des Neubaus mit der direkten Nachbarschaft. Fotos: Stefano Graziani

Marmor, Stein und Eisen

Die Erweiterung des Kunstmuseums Basel ist gleichermassen traditionelles Haus und provokanter Kunstcontainer. Architekten und Gestalter lassen Widersprüche Funken schlagen.

Sein Gebäude müsse in hundert Jahren noch überzeugen, sagt Emanuel Christ an der Pressebegehung. Ein deutscher Journalist lacht auf, hält das offensichtlich für einen Scherz. Der Architekt sieht ihn gelassen an. «Bei einem Museum denken wir in solchen Zeiträumen.» Er weiss, wovon er redet. Als Sohn des ehemaligen Münsterpfarrers liegt für ihn das Mittelalter gleich um die Ecke. Und es war sein Grossonkel Rudolf Christ, der 1936 gemeinsam mit Paul Bonatz das Kunstmuseum plante, das Emanuel Christ und sein Büropartner Christoph Gantenbein gerade mit einem Neubau erweiterte. 2010 stach ihr Entwurf 23 andere aus, unter den Verfassern viele, deren Namen wohl auch der lachende Journalist kennt. Es war wie beim Wettbewerb ums Landesmuseum in Zürich acht Jahre früher: Die Preise gingen fast ausnahmslos an junge Schweizer Architekten, der Nachwuchs stahl den Stars die Show. Das Büro Christ & Gantenbein gewann beide Wettbewerbe und stellt beide Museen dieses Jahr fertig.Der konkave KnickIhr Basler Entwurf überzeugte vor allem, weil die Erweiterung mit dem historischen Gebäude eine Einheit bildet. Alt und Neu fänden mühelos zusammen, befand die Jury. Der Neubau füllt das unregelmässige Grundstück fast aus. Am wichtigsten Ort aber, der Kreuzung, an der fünf Strassen zusammentreffen, hält er sich zurück. Dort reckt er seine Ecke nicht triumphal in den Blick, sondern stülpt sie zurückhaltend nach innen. So simpel wie ein Scharnier klärt dieser konkave Knick ein schwieriges Stück Stadtraum: Blicke von der Wettsteinbrücke, aus der Rittergasse hinunter, selbst von der fernen Kunsthalle hinüber bekommen an dieser Ecke nun Halt und Ziel. Mit dem Knick lassen die Architekten die Richtung der alten Hauptfront über die Strasse springen. Auch Höhe, Material und Farbigkeit des Neubaus machen aus ihm einen ‹zeitgenössischen Bruder› des Altbaus: Auf dessen Schweizer Kalkst...
Marmor, Stein und Eisen

Die Erweiterung des Kunstmuseums Basel ist gleichermassen traditionelles Haus und provokanter Kunstcontainer. Architekten und Gestalter lassen Widersprüche Funken schlagen.

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