‹Houdini› an der Badenerstrasse in Zürich: Das Foyer verbindet Kino- und Barbesucher. Fotos: Andrea Helbling

Intarsien im Rohbau

Das Zürcher Miniplex-Kino ‹Houdini› von Staufer & Hasler Architekten vereint Gegensätze. Mieterausbau versus eigenständige Architektur. Verschachtelte Räume aus rohem Beton versus punktuelle Grosszügigkeit und sorgfältige Details. Hell leuchtende Bar versus dunkle Kinosäle. Derweil spricht der Erker wie ein Schaufenster mit der Stadt und lockt ihre Bewohner hinein.

Ein breiter Erker drängt aus der Lochfassade der Zürcher Wohn- und Gewerbesiedlung Kalkbreite. Messingfarben gefasste LED-Bänder schreiben ‹Houdini› in die Nacht. Mit diesem Auftritt wirbt das Miniplexkino wider Digital-TV und Blockbuster-Schnellkonsum für stimmungsvollen Filmgenuss. In fünf Sälen mit 32 bis 54 Plätzen laufen Nischen- und Familienfilme sowie ausgewählte Populärtitel – stets ohne Werbeunterbruch und in Originalsprache. Die gut sortierte Bar mit aromatisierten Weinen und einer kleinen Bistrokarte lädt zum Verweilen ein.Zum dritten Mal arbeiteten Staufer & Hasler Architekten für das Unternehmen Neugass-Kino, dem auch die Riffraff-Kinos im Zürcher Kreis 5 gehören. Anstatt das ‹Houdini› in das Bauvolumen der Siedlung zu integrieren, brachen die Architekten die Regeln des Mieterausbaus. Der Erker schiebt sich an der langen Gebäudefront zur Badenerstrasse aus dem Baukörper, die Fenster folgen einer eigenen Logik, und als raumhaltiger Träger befreit der auskragende Erker das Kino vom Stützenraster der Wohnungen darüber. Der innere Dreh- und Angelpunkt ist das dreigeschossige Foyer mit Bar und Kasse. Von da gelangen die Barbesucherinnen zu den Sitznischen im Erker und die Kinobesucher in die schmale Raumfolge aus Treppen und Gängen. Diese winden sich kaskadenartig um die Kinosäle und enden ganz zuoberst als Galerie zum Foyer.Der Ausbau bündelt Gestaltungswille und Mittel. In der Betonlandschaft mit kanariengelbem Gussboden setzen die Architektinnen feinfühlige Akzente wie Intarsien. Mit bordeauxrotem Leder umwickelte Geländer zitieren Gunnar Asplunds Skandia-Theater in Stockholm und dienen, an den Enden emporschwingend, als Plakathalter. Mit Zwetschgenholz furnierte Akustikplatten kleiden die Bar und ihre Sitznischen aus. Das wortwörtliche Highlight sind mannshohe Lüster aus je 264 von einem messingfarbenen Stahlnetz gehaltenen, einfachen Tr...
Intarsien im Rohbau

Das Zürcher Miniplex-Kino ‹Houdini› von Staufer & Hasler Architekten vereint Gegensätze. Mieterausbau versus eigenständige Architektur. Verschachtelte Räume aus rohem Beton versus punktuelle Grosszügigkeit und sorgfältige Details. Hell leuchtende Bar versus dunkle Kinosäle. Derweil spricht der Erker wie ein Schaufenster mit der Stadt und lockt ihre Bewohner hinein.

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