In Cressier haben LVPH Architectes ein stimmiges Ensemble geknüpft: das alte Schulhaus (1), das Gemeinschaftshaus (5), das grosse Bauernhaus (6) und der ehemalige Schweinestall (7). Fotos: Rolf Siegenthaler

Innere Werte

Cressier kämpfte bis vor Bundesgericht für neue Einzonungen. Nun verdichtet die Freiburger Gemeinde mit dem Architekturbüro LVPH vorbildlich den Dorfkern.

In der ganzen Schweiz läuft die Zeit gegen die Dörfer: Ihre Kerne entleeren sich, und ihre Altbauten verkümmern, weil der moderne Mensch ein Hüslibewohner ist. In der ganzen Schweiz? Nein. Ein kleines, unscheinbares Dorf im Kanton Freiburg stemmt sich mutig dagegen. Cressier ist umzingelt von deutschsprachigen Gemeinden, die ihren Nachbarn Grissach nennen. Im 900-Seelen-Ort weiss man also, wie man sich gegen die Masse behauptet – auch architektonisch. Eine Geschichte des Widerstands. Bei allem Aufbegehren: Cressier ist ein Dorf wie jedes in der Schweiz. Eigentlich nur ein Weiler, der um eine stolze Kirche und das Schloss des Schriftstellers Gonzague de Reynold gewachsen ist. Mit dem Siegeszug des Autos aber begann die Gemeinde, das umliegende Ackerland zu Einfamilienhausgärten umzupflügen. Einen Kilometer lang erstreckt sich der Hüsliteppich entlang der Route de la Gare bis hinab zum S-Bahnhof am Dorfrand. Von Raumplanung keine Spur, Hauptsache das Recht auf Eigentum und Wachstum wird gewahrt. Wie stark Cressier dieses hochhält, zeigte der jahrelange Kampf um die revidierte Ortsplanung, die seit Anfang Jahr in Kraft ist. Die Gemeinde wollte tatsächlich zwei weitere Hektar Land für Wohnquartiere einzonen. Dagegen rekurrierte das Bundesamt für Raumentwicklung und erhielt schliesslich vom Bundesgericht recht. Es zwang Cressier, auf die zusätzlichen Wohnzonen zu verzichten und stattdessen nach innen zu verdichten.Idee aus der GemeindeversammlungWährend die Hüsli also bis vor Kurzem wucherten, blutete der Dorfkern. Das alte Schulhaus dient seit 1913 nur noch als Schuppen, zwei Bauernhöfe daneben verfielen, da die Eigentümer ohne Nachkommen blieben. Die Geschichte könnte hier zu Ende sein, wenn sie ihren üblichen Lauf genommen hätte, der meistens heisst: Das Land an einen Entwickler verscherbeln, der darauf lukrative Wohnblöcke baut. Doch die Gemeinde Cressier nahm ihr Sc...
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Cressier kämpfte bis vor Bundesgericht für neue Einzonungen. Nun verdichtet die Freiburger Gemeinde mit dem Architekturbüro LVPH vorbildlich den Dorfkern.

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