Oben der Rabitzputz, unten das Eichenparkett, Täfelung und Möbel sind aus Birnbaum. Fotos: Michael Heinrich

Gott erhalt’s

Neu? «Ja, alles erfunden», freut sich Andreas Hild. Der Münchner Architekt und Professor gab der 300-jährigen Gaststätte Donisl ein neues Haus. «Bauen nach dem Reinheitsgebot», nennt er das.

Ist das eine Kirche? Wir stehen auf der Galerie der Gaststätte Donisl und blicken hinunter. Rechts und links Bögen, vorn ein messingbeschlagener ‹Altar›, auf dem das Allerheiligste steht: ein 30-Liter-Holzfass. An der Wand dahinter schliesst ein schmiedeeisernes Gestell den Raum – wie ein Lettner. Hier sichern Stammgäste ihren persönlichen Bierkrug mit Vorhängeschloss. Der Krug des Architekten trägt die Nummer eins.Andreas Hild führt an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Entwurf, Umbau und Denkmalpflege. Zu pflegen gab es beim Donisl am Marienplatz nicht mehr viel. Nur die Fassade von 1954 blieb stehen, die restliche Substanz war zu schlecht, und so bekam die 300-jährige Gaststätte ein neues Haus. Neu? «Ja, alles erfunden», freut sich Hild. Vom Grundriss bis zum Glasdach. Auch die Symmetrie, die keine ist: Die Bögen, die die zweigeschossige Halle umschliessen, sind abwechselnd gross und klein. Die Tonnengewölbe der Decke werden mal schmaler, mal breiter. Kreisrunde Fenster blicken mal grösser und mal kleiner in die seitliche Gasse. Das Blumenmuster ihrer Gitter wiederholt sich in den Blindfenstern der gegenüberliegenden Wand, an den Eingangstüren und an den Geländern der Bürofenster in den oberen Geschossen, an Garderobenständern und sogar auf den Speisekarten. Wenn der Architekt sich traut zu ornamentieren, freut sich die Grafikerin.Stolz ist Hild auf die solide Ausführung: die Einbaubänke und gestemmten Täfelungen aus massivem Birnenholz, die auch die Lüftung integrieren, die Tischplatten natürlich aus Ahorn, das Rabitzgewölbe darüber. «Bauen nach dem Reinheitsgebot», nennt er das. Nicht glücklich ist er mit dem Dirndl der Bedienungen. Dieses penetrant Ländliche! Er wollte ein urbanes Bierhaus. Das widerspräche nicht der Tradition, das gäbe es. Darum ist die Halle eher ein Hof, liegt Stein am Boden und ein aufwendiges Glasdach...
Gott erhalt’s

Neu? «Ja, alles erfunden», freut sich Andreas Hild. Der Münchner Architekt und Professor gab der 300-jährigen Gaststätte Donisl ein neues Haus. «Bauen nach dem Reinheitsgebot», nennt er das.

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