Ein imposantes Haus - damals und heute.

Fin de chantier: Befreit und aufgemuntert

Sie muss schon bei ihrer Fertigstellung 1904 beeindruckt haben, die Buchdruckerei Weiss in Affoltern am Albis. Heute verströmt die kleine Fabrik wieder den damaligen Respekt und erfreut mit ihrer alten Frische unsere Augen.

Sie muss schon bei ihrer Fertigstellung 1904 beeindruckt haben, die Buchdruckerei Weiss in Affoltern am Albis: die lebhafte Kubatur- und Dachkomposition, die grosszügige Befensterung, eingefügt in die zeitgemässe Schale aus hellem Backstein. In solchen Gewerbebauten im kräftigen Jugendstil, am Übergang vom Historismus zur Moderne, manifestierte sich der Zukunftsglaube. Der örtliche Baumeister Gautschi bestückte die Region mit ähnlichen Bauten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, die Druckerei gilt als eines seiner gelungensten Werke. 1929 wurde zudem eine Setzerei angebaut, die bereits die Formensprache des Neuen Bauens sprach.

Heute verströmt die kleine Fabrik wieder den damaligen Respekt und erfreut mit ihrer alten Frische unsere Augen. Zur Frische gebracht hat den Bau der junge Zürcher Architekt Peter Moor, der mit diesem Um- und Anbau Akribie und Leidenschaft beweist. Er passte den Bau den heutigen Anforderungen an, gliederte die Räume in vermietbare Gruppen, brachte die Technik auf den neusten Stand – alles Voraussetzungen, um den weiteren Betrieb als Druckerei und Redaktionssitz des «Affoltemer Anzeigers» zu garantieren. Vor allem aber spürte Moor in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege verborgenen Schätzen nach und reanimierte sie: Die bemalten Steinböden im Empfang, die Terrazzoböden im Obergeschoss, die im Fischgrat verlegten Holzböden, die gestemmten Zwischenwände, Einbauschränke und Brusttäfer. Die feinen Deckenmalereien wurden freigelegt und mutig rekonstruiert, wo sie unterbrochen waren. Gänge und Treppenhaus fasst ein tiefes Rot zusammen. Leuchten, Türen und der Lifteinbau sind gekonnt integriert. Das Haus ist wieder zu einem Ganzen geworden.

Darin fügt sich die neue Aufstockung auf der Setzerei ein, die einen schwungvollen Aufbau von 1989 ersetzt. Zwar enttäuscht das Rauminnere, weil es mit Doppelboden und konventionellem Ausbau zu leicht bleibt neben dem Gewicht des Altbaus. Die äussere Erscheinung dagegen entfaltet ihre Kraft gerade durch ihre Feinheit. Schiebeläden aus Stahl, deren Muster der Architekt der bestehenden Treppenhausverglasung entnahm, zieren den Aufbau wie ein Schmuckfries und veredeln ihn zusammen mit den Holzpaneelen der Befensterung und dem fein gehaltenen Dachabschluss. Und auch das nüchterne Innere beleben die gemusterten Schiebeläden mit ihren wandernden Licht- und Schattenbildern.

Umbau Buchdruckerei Weiss, 2010

Obere Bahnhofstrasse 5, Affoltern am Albis ZH

– Bauherrschaft: Weiss Medien AG, Affoltern am Albis

– Architektur: Peter Moor Architekten, Zürich; 
Mitarbeit: Christoph Deiters

– Auftragsart: Studienauftrag

– Restaurationsarbeiten: Fontana + Fontana, Rapperswil

– Bauleitung: Huber Bauleitung, Zürich

– Gesamtkosten: CHF 3,4 Mio.

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