Das tragende Gitterwerk prägt die Innenräume. Fotos: Roland Bernath

Filigrane Schale, mächtiger Kern

Die Scheune sollte weiterhin Scheune bleiben. Visuell. Darauf bestand die Denkmalpflege. Die Bauherrschaft wollte aus ihr ein Glashaus machen. Und die Architekten? Die erfüllten beide Wünsche und bauten in die Scheune ein Glashaus hinein.

Die Scheune sollte weiterhin Scheune bleiben. Visuell. Darauf bestand die Denkmalpflege und verwies auf den Ortsbildschutz in Dingenhart, einem Weiler östlich von Frauenfeld. Die Bauherrschaft, dessen Wohnhaus an die Scheune grenzt, wollte aus ihr ein Glashaus machen. Und die Architekten? Die erfüllten beide Wünsche und bauten in die Scheune ein Glashaus hinein.Vom alten Gebäude liessen sie nur das äussere Fachwerk stehen. Die kaputte Bretterschalung ersetzten sie durch eine neue. Hauptstützen und -träger aus gehobelter Tanne liegen auf den alten und schützen sie, die Felder dazwischen füllen sägeraue Bretter und Latten. Deren unterschiedliche Abstände und Rhythmen dimmen gezielt Aus- und Einblicke. Sie schaffen ein sichtlich neues Patchwork, das an geflickte Scheunenfassaden erinnert und dem Haus ein lebendiges, ausdrucksstarkes Gesicht gibt.Im Innern füllt ein riesenhaftes Gitter aus mächtigen, weiss gestrichenen Balken das Volumen aus, trägt die Decken und das Dach. Für seitliche Stabilität sorgen der betonierte Kern mit Treppenhaus und Bädern sowie die Wandscheibe mit Küche und Kamin. Drei Wohnungen stecken in diesem Gitter, eine pro Geschoss. Die schulterbreite Schicht zwischen Glas und Filter weitet sich an zwei Stellen zur zweigeschossigen Loggia, denn nur zwei Drittel des Volumens durften ausgebaut werden. Diese Aussenräume weiten visuell die wohnlichen Räume, lenken die Wahrnehmung auf die neu-alte Hülle und inszenieren so das ‹Leben in der Scheune›. Bei der obersten Wohnung schiebt sich eine tiefe Loggia in den Kniestock – wunderbare Kinderverstecke, die aus der Reibung von Alt und Neu entstehen und die man so nie entwerfen würde.Das massive Gitter steht überall im Mittelpunkt. Und es wirft immer wieder die Grundsatzfrage auf: Wie konsequent sollten Architekten ein Konzept verfolgen? Wären die Räume besser, wenn sich die Balken des Gitters nur an ...
Filigrane Schale, mächtiger Kern

Die Scheune sollte weiterhin Scheune bleiben. Visuell. Darauf bestand die Denkmalpflege. Die Bauherrschaft wollte aus ihr ein Glashaus machen. Und die Architekten? Die erfüllten beide Wünsche und bauten in die Scheune ein Glashaus hinein.

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