Als rotes Wohnzimmer inszenieren Matthias Böttger und Olaf Bahner die Ausstellung im Deutschen Architekturzentrum in Berlin. Fotos: PD, Schnepp Renou

Du sollst nicht spekulieren

Der Bund Deutscher Architekten stellt «zehn Thesen zum Wohnen» auf. Wir lernen: Eigentum ist relativ, Individualität geht auch unaufgeregt. Und: Thesen sind gut, Taten sind besser.

Die Lage ist ernst: Der Wohnraum wird knapper, die Mieten teurer, die Bauqualität billiger. 2014 initiierte Deutschland darum das «Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen», in dessen Rahmen der Bund Deutscher Architekten zehn Büros zusammenrief, um die vertrackte Situation anzugehen. «Zehn Thesen zum Wohnen» resultierten als Buch und Ausstellung, die nach dem Start in Berlin durch Deutschland tourt. Die Verheissung ist gross: Es geht um einen «Paradigmenwechsel», es gilt «politisch umzusteuern» und die «Komfortzone des Gewohnten» zu verlassen, heisst es im Vorwort. Doch wer nun zehn in Stein gemeisselte Wohngebote erwartet, hat sich getäuscht – trotz der römischen Zahlen. Die zehn Thesen sind so unscharf formuliert wie sie voneinander abgegrenzt sind. Am ehesten lassen sie sich als Plädoyer für die erlebnisdichte Stadt zusammenfassen, das allerdings oft im Allgemeinen, Ungefähren und Unkonkreten bleibt. Tim Heide und Verena von Beckerath proklamieren die «Dichte als Möglichkeit», obschon es «an konkreten Vorstellungen und architektonischen Konzepten mangelt, wie sie sozialverträglich umzusetzen ist», wie sie selber zugeben. Auch Gudrun Sack hilft wenig weiter, wenn sie «das Unterschiedliche im Nebeneinander» lobt, architektonisch aber nicht genauer wird, als «Möglichkeitsräume» zu fordern. Und Matthew Griffin prangert die Bodenpolitik an, das Urübel der Wohnungsnotspirale. Die Vergabe solle sich am gesellschaftlichen Wert, nicht am ökonomischen Erlös orientieren. Wie das bei der Baugruppe «Frizz23» in Berlin vonstatten ging, muss man allerdings selber aus dem komplexen Prozess-Diagramm herauslesen. Die übrigen Thesen lassen sich in zwei Tendenzen beschreiben. Erstens: Eigentum ist relativ. Anne Kaestle von Duplex Architekten plädiert für «shared spaces» und zeigt an Grundrissen vom Hunziker-Areal bis zur umgebauten IBM-Zentrale von Egon Eierman...
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Der Bund Deutscher Architekten stellt «zehn Thesen zum Wohnen» auf. Wir lernen: Eigentum ist relativ, Individualität geht auch unaufgeregt. Und: Thesen sind gut, Taten sind besser.

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