«Wir werden dem Fakultätsrat beantragen, die Dissertation von Marcel Bächtiger anzunehmen», verkündete gestern nach nur kurzer Beratung Professor Marc Angélil an der ETH in Zürich. Vorgängig hatte Marcel Bächtiger, Hochparterres Redaktor für Architektur & Wettbewerbe, in einem halbstündigen Referat ausgeführt, wie Le Corbusier zu Film und Kino stand. «Ausführlich, scharf, unnachgiebig, detailreich» lobte der Korreferent Wolfgang Schett Bächtigers Arbeit. Man fand keine Haare in der Suppe. Wartet allenfalls darauf, dass die Erzcorbusianer ein falsches Zitat entdecken werden. Dafür viel Wohlwollen für die sechs Jahre dauernde Auseinandersetzung Bächtigers bis zum Bericht «Augen, die anders sehen. Le Corbusier und die Kinematographie». Dieses heute verstaubt tönende Wort war dem Forscher eine wichtige These. Film allein greife zu kurz, um die Wirkung der «siebten Kunst» auf Le Corbusier zu verstehen. Kinematographie meine sowohl den Film wie auch den Raum, in dem er vorgeführt wurde. Detailreich führte der Doktorand seine Schätze aus Archiven und Zeitschriften vor, darlegend, wie in den Zwanziger Jahren der Film Le Corbusier als Denker und Entwerfer beeinflusste, wie er den Film als «siebte Kunst» in Aufsätzen hochleben liess und als «Theoretiker des Sehens» in der Filmkamera ein«œil de dieu» erkannte. Auch ein Kino Le Corbuisers stellte Bächtiger vor: Im Appartement Beisitegui, einem Penthouse  an den Champs Elysées von Paris, baute er 1931 ein home-cinema für einen Privatmann und verband dessen Luxusappartement über ein Wendeltreppe mit einer Dachterrasse, die selbst als «Kino» mit Stadt-, Himmel- und Raumblick funktionierte. In den Dreissiger Jahren kippte Le Corbusiers kinematographische Begeisterung in eine Ablehnung des Kinos als Bilderfängerei und Ablenkung des Menschen von den wahren Werten, die seiner Meinung nach allein die Archit...