Am 5. Juni stimmt der Kanton Baselstadt über den Neubau des Amt für Umwelt und Energie (AUE) ab. Das Projekt stammt vom Architekturbüro Jessen + Vollenweider.

«Der AUE-Neubau zeigt in die Zukunft»

Achim Geissler vom Institut Energie am Bau der FHNW verteidigt das Energiekonzept des Neubaus an der Basler Spiegelgasse, über den am 5. Juni abgestimmt wird.

Achim Geissler vom Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwestschweiz verteidigt in seinem «Beitrag zur kontroversen Diskussion» das Energiekonzept des Neubaus an der Basler Spiegelgasse, über den am 5. Juni abgestimmt wird.

Der geplante Neubau des Amtes für Umwelt und Energie Basel Stadt sorgt für eine kontroverse Diskussion. Insbesondere hinsichtlich der Sinnhaftigkeit verschiedener Aspekte des Energiekonzeptes werden dabei Aussagen vertreten, die einer genaueren Analyse nicht standhalten.
Ein Nullenergiegebäude ist kein autarkes Gebäude. Es muss in der Jahresbilanz eine Null aufweisen. Im vorliegenden Fall heisst das, die Photovoltaik (PV)-Module des Gebäudes müssen über das Jahr gesehen so viel Strom erzeugen (kWh), wie das Gebäude Energie für den Betrieb aufwendet (kWh). Dabei wird auf dem Niveau Primärenergie gerechnet. Es ist damit durchaus zulässig, den erzeugten Strom mit der Fernwärme – auch aus Erdgas – zu verrechnen.
Der AUE-Neubau soll mit einer fassadenintegrierten PV-Anlage ausgestattet werden, obwohl die Fassaden am innerstädtischen Standort teilweise stark verschattet sind. In der mehrfach zitierten Analyse der FHNW zu dem zu erwartenden Ertrag ist neben der Ausrichtung der PV- Module auch die Verschattung eingerechnet. Das heisst, die Aussage, dass der Neubau eine ‹Null› aufweist, berücksichtigt beim zugrunde gelegten PV-Ertrag die verschattete Stadtlage. Die unbestrittene Tatsache, dass PV-Module pro Fläche in Fassaden einen geringeren Ertrag aufweisen, als Module von Dachanlagen, ist bei dem energetischen Konzept berücksichtigt.
Für das energetische Konzept ist entscheidend, dass die Fassade überhaupt einen Ertrag liefert. Eine Steinfassade z.B. ist hinsichtlich der Kosten vergleichbar, liefert aber keinen Strom. Für die Einschätzung der Sinnhaftigkeit von PV-Fassaden ist insbesondere die sogenannte ‹energetische Rücklaufzeit› interessant, die hier selbst bei den am ungünstigsten platzierten PV-Modulen im unteren Bereich der Nordfassade noch einige Jahre unter der erwarteten Lebensdauer der Module liegt. Bei einer Steinfassade ist die energetische Rücklaufzeit in jedem Fall unendlich!
Im Sinne einer künftigen Energieversorgung, die von atomaren und fossilen Energieträgern unabhängig ist, sollten besonders im städtischen Bereich auch Fassaden zur Gewinnung erneuerbarer Energie in Betracht gezogen werden. Der AUE-Neubau zeigt damit in die Zukunft.

* Professor Achim Geissler ist Dozent für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen, thermische Gebäudesimulation und Bauphysik an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

close

Kommentare

Kommentar schreiben