Drei Gestaltungsfehler auf einem Foto: Bellevue Zürich.

Bellevue Zürich: Drei Fehler auf einem Bild

Die umfangreichen Bauarbeiten dieses Sommers am Verkehrsknoten Bellevue sind abgeschlossen. Bestimmt haben die Planer alles sorgfältig studiert. Doch wer genau hinschaut, entdeckt auf einem Foto gleich drei Fehler.

Die umfangreichen Bauarbeiten dieses Sommers am Verkehrsknoten Bellevue sind abgeschlossen, der Verkehr auf Strasse und Schiene rollt wieder wie gewohnt. Bei einem so gründlichen Umbau haben die Planer auf allen Ebenen sicherlich alles sorgfältig studiert. Nun ist also die ideale Gelegenheit, genau hinzuschauen. Dabei lassen sich auf einem Foto gleich drei Fehler festhalten.

Fehler 1: die Achse

Nicht die blau-weissen Trams sind am Bellevue die Sehenswürdigkeit, sondern Hermann Herters Wartehalle von 1939. In deren Zentrum steht der zylindrische Glaspavillon, aussen tragen drei Stützen das Dach. Nun wurden der Billettautomat, die Haltestellentafeln und der Mast der Überwachungskamera radial auf den Mittelpunkt des Pavillons ausgerichtet und mit der Dachstütze in eine Linie gebracht. Das sieht auf dem Plan bestimmt gut aus, ist aber falsch, weil so die Ausrüstungsgegenstände der Haltestelle zu einem Teil des Bauwerks werden. Sie müssten einer unabhängigen Ordnung folgen.

Fehler 2: die Tafeln

Die so auf den Radius gestellten Haltestellentafeln geben zweideutige Informationen. So fährt der Fünfzehner auf dem Gleis, das man auf die Schnelle dem Fünfer, dem Achter und dem Neuner zuordnet (betrachtet man die Tafel von der anderen Seite, hat man den umgekehrten Effekt). Ein Detail? Ja sicher, aber ein entscheidendes. Denn die Aufgabe der farbigen Tafeln ist es, Klarheit zu schaffen und nicht Unklarheiten zu erzeugen. Das von Ernst Hiestand in den 1970er-Jahren entwickelte Informationssystem läuft übrigens nicht nur hier, sondern an immer mehr Stellen des VBZ-Netzes aus dem Ruder.

Fehler 3: der Mast

Da am denkmalgeschützten Dach keine Überwachungskameras angebracht werden konnten, hat man dafür einen Mast aufgestellt. Dieser ist so falsch platziert, dass er sich je nach Blickwinkel mit dem Dach überschneidet und zu einer Stütze wird. Fehler Nummer 1 wird dadurch noch potenziert. Übrigens sind im Bereich der Tramhaltestelle nicht weniger als 16 Überwachungskameras auszumachen! Allein an den beiden neuen Betondächlein zählt man je vier dieser schwarzen Warzen!

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Kommentare

Gregor 15.12.2015 15:45
"icht weniger als 16 Überwachungskameras" Glaubt mir selbst wenn da keine Kameras wären - es gibt ja längst ganz andere Möglichkeiten, die Welt, also die Menschen in der Stadt zu beobachten. Schaut euch mal moderne Drohnen-filmtechnik unter http://www.aeropicture.ch/referenzen/videos/drohne-und-schwarze-magie.html - diese wendigen Geräte können in jede Nische fliegen auf jeder Höhe, sind offenbar wetterbständig und machen krasse Hi-Res-Videos heutzutage.
Alex 01.12.2015 00:24
Der Billettautomat stand früher schon da. Ich nehme mal an, den wollten sie aus Kostengründen nicht verschieben, zumal alle rundherum so (radial) dastehen. Dazu kam die Tafel und der Mast mit der Kamera. Hätte man nun diese 2 zusätzlichen Elemente anders gestellt wäre meiner Meinung nach noch ein grösseseres Chaos entstanden. Für mich sind es keine Fehler, sondern Kompromisse.
Marga B. 30.11.2015 20:17
16 Überwachungskameras? Poahhh! Wird überwacht, ob ich ein Smartfon oder ein verbotenes Buch in der Hand halte? Und ob ich mich mit jemandem unterhalte statt das nächste Tram zur Arbeit zu erwischen? Warum stehen, hängen, liegen die Kameras? Gibts tiefgründige Begründungen dafür?
Sabi 30.11.2015 20:10
Wie heisst es so schön: Viele Köche (oder zu viele Beamte, Fachexperten, Planer und Gestaltungsbeiräte) verderben den Brei. Egal, dafür hats wohl doppelt soviel gekostet wie anderswo.
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