Umgesetzte Wohn-Utopie von Ricardo Bofill: die Überbauung Walden 7 in Barcelona. (Foto: Carlos Linder)

Städtebau im anderen Spanien

Die Studienreise des Instituts Innenarchitektur und Szenografie der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel ging nach Barcelona und ins Baskenland. Zwei Studenten berichten für ‹Hochparterre Campus›.


Das 3. und 5. Semester des Instituts Innenarchitektur und Szenografie der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel war auf Studienreise im Baskenland. Zwei Studenten berichten für ‹Hochparterre Campus›.

Die Studienreise führte uns dieses Jahr in das ‹andere Spanien›. Wir besuchten verschiedene bauliche Zeitzeugen und beschäftigten uns mit städtebaulichen Themen. Barcelona war die erste Destination auf unserer einwöchigen Reise, die uns durch die Wüste schliesslich ins Baskenland nach San Sebastián und Bilbao führte. Die katalonische Hauptstadt ist geprägt von der im Jahre 1859 begonnenen Stadterweiterung. Das von Illdefons Cerdà entworfene quadratische Raster bestimmt den Stadtraum vermutlich viel stärker, als es sich der Stadtplaner einst gewünscht hatte. Denn sein Traum von Luft und Sonne in der Stadt wurde durch die massiv verdichtete Umsetzung seines Entwurfes mehr und mehr verdrängt.

Wir schlenderten von Block zu Block, überquerten die grosszügig gestalteten Strassen und kamen natürlich nicht um den katalonischen Architekten Antonio Gaudì herum. Mit dem Betreten der Casa Battló, die von 1904 bis 1906 gebaut wurde, tauchten wir in eine fantastische Unterwasserwelt ein. Der geschwungene und wellenförmige Raum erschafft eine Fantasielandschaft, in der sich der Betrachter stundenlang in den fein ausgearbeiteten Details verlieren kann. Dann ging es stadtauswärts in den Vorort Sant Just Desvern. Dort befindet sich eine ganz andere Stadt. Bereits aus der Ferne konnten wir den rotbräunlichen Monolithen erkennen, die Überbauung Walden 7. Die in den 1970iger Jahren umgesetzte Wohn-Utopie von Ricardo Bofill ist ein Cluster aus Wohneinheiten, Patios, Terrassen sowie Brücken und bildet eine lebendige autonome Struktur – einen eigenen Mikrokosmos.

Dank den zwei Buchten und dem Fluss Urumea, der das baskische San Sebastián in zwei Hälften teilt, konnten wir uns auf Anhieb in der Stadt orientieren. Das Zentrum der Stadt ist von der Architektur der Belle Epoque geprägt. Die Fassaden schaffen zusammen mit dem Meer wunderschöne Momente. So erstaunt es nicht, dass San Sebastián einst Sommersitz des spanischen Königshauses war. Etwas von dem Glanz dieser goldenen Zeit ist der Stadt auch heute noch anzusehen. Der Kursaal Jauregia des Architekten Rafael Moneo ist ein wichtiges kulturelles Symbol in San Sebastián. Er besteht aus zwei voneinander unabhängigen Kuben, die von einer grosszügigen, öffentlich zugänglichen Plattform umgeben sind. Unterirdisch sind die zwei Volumen miteinander verbunden, in jedem Kern befindet sich ein Konzertsaal. Durch die opale Glashaut gelangt Tageslicht in das Gebäude und in der Nacht wird der Hohlraum der Fassade beleuchtet.

Bilbao, unsere letzte Destination, ist eine alte Industrie und Arbeiterstadt, die sich als weltbekannte Kultur-Stadt etabliert hat. Im Vergleich zum gemütlichen San Sebastián wirkt Bilbao massiver, mächtiger, unübersichtlicher und lauter. Definitiv lauter ist auch die Architektur, vor allem der Spektakelbau das Guggenheim Museums von Frank Gehry. Die Wichtigkeit von Kultur ist in Bilbao vorwiegend wirtschaftlich motiviert. Die Stadt sah sich anfangs den 1990er Jahre mit dem Untergang der ansässigen Schwerindustrie konfrontiert. So entschied man sich auf Spektakel und Kultur zu setzen, um Touristen aus aller Welt anzulocken. Dies ist im collagenartigen Charakter der Stadt spürbar, zum Beispiel auf der riesigen Plaza de Don Federico Moyua. Wir stiegen, umgeben von klassizistischen Bauten, hinunter in die futuristische U-Bahn von Norman Foster, die sich an der Oberfläche als verglaster Eingang präsentiert. Das Collageprinzip zeigt sich auch am Kulturzentrum Azkuna Zentroa. Es wurde grösstenteils neu gebaut, versteckt sich aber hinter der Fassade eines Weinlagers aus der Zeit des Jugendstils.

Die letzte Etappe unserer Reise führte uns zu einem weiteren spektakulären Bau: Der Flughafen Bilbao des spanisch-schweizerischen Architekten Santiago Calatrava brachte uns ein letztes Mal zum Staunen, bevor wir reich an neuen Eindrücken zurück in die Schweiz flogen.




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