Lea Hofer in der Papierwerkstatt an der Arbeit: die Symbole sind gedruckt, jetzt fehlen noch Löcher und Aufhänger, bevor sie in Zehnersets verpackt werden. Fotos: Valérie Hug © ZHdK

Sozialkritik am Weihnachtsbaum

Lea Hofer, die an der ZHdK im Bachelor Design studiert, hat auf die Generation Y zugeschnittenen Weihnachtsbaumschmuck entworfen.

Der Name der Lehrveranstaltung: Meet me at the market. Die Aufgabe: Ein Produkt im sozialkritischen Kontext zu entwickeln und designen, das sich verkaufen lässt.

Warum Christbaumdeko? «Für die Form habe ich mich erst während des Projektes entschieden», sagt Lea Hofer. «Von Anfang an klar war jedoch, dass ich etwas zum Thema Konsum designen möchte.» In welchem Mass tut uns Konsum gut? Brauchen wir all die Dinge, die wir kaufen? Je mehr sich die Studentin mit dem Thema auseinandersetzte, desto mehr bemerkte sie die langsam aufkommende Weihnachtshektik. Sie fragte sich, warum die Generation Y überhaupt noch Weihnachten feiert, obwohl ihrer Ansicht nach die Religion in ihrer Altersklasse kaum noch eine Bedeutung hat. Wird Weihnachten als Vorwand missbraucht, um noch mehr konsumieren zu können? «Als ich mir all diese Fragen stellte, wurde mir klar, dass ich etwas zum Thema Weihnachten gestalten werde.»

Konsum als Religionsersatz

Die Idee stand, nun ging es an die konkrete Umsetzung. «Als ich das Konsumverhalten unserer Generation beobachtete, merkte ich, dass die meisten Dinge, die wir kaufen aber nicht unbedingt brauchen, Lifestyle-Produkte sind. Bei mir ist das nicht anders» sagt Lea Hofer. Die Rede ist etwa von Sneakers oder Smartphones. Über solche Symbole identifiziert man sich, Konsum scheint zum neuen Lebensstil avanciert zu sein. «Früher fanden die Menschen Sinn in der Religion, heute scheint dies teilweise durch den Konsum zu passieren», meint Lea. Die Kirche wird ersetzt durch die Shoppingmall. So kam die ‹Style & Design›-Studentin auf die Idee, traditionell-religiöse Symbole und Lifestyleprodukte zu verbinden, in Form von Weihnachtsbaumschmuck.

Provokation mit Symbol und Produktion

Bei der Auswahl der Sujets war für Lea Hofer vor allem eines wichtig: Es sollten prägnante Symbole mit Aussagekraft sein. Zum Beispiel eine gesichtslose Maria, eine Fernbedienung oder ein 75%-Sale-Schild. Wie sie interpretiert werden, ist dem Betrachter überlassen. «Die Symbole sollen nicht belehren, sondern zum Nachdenken anregen», sagt die Studentin. Auch zur Produktion und zu den verwendeten Materialen hat sich die 22-Jährige der Thematik entsprechend Gedanken gemacht. «Wenn ich die Konsumgesellschaft schon kritisiere, dann richtig», meint Lea. «Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Je schneller und billiger produziert werden kann, desto besser. Und das oft auf Kosten der Nachhaltigkeit.» Ihre Materialwahl fiel deshalb auf Papier, auf das sie ihre Symbole analog zur Massenproduktion im UV-Printverfahren drucken konnte. Verkauft werden die Symbole im Zehnerset mit Neonleuchtstift oder einzeln.

Marktsituation im Toni

Das Produkt war somit designt und musste an den Mann und die Frau gebracht werden. «Genau das schätze ich an meinem Studium: Es bleibt nicht beim theoretischen Entwurf. Die eigentliche Herausforderung ist es, dass Produkt zu verkaufen, in einer realen Marktsituation». Sie nutzte die Chance und bot ihre Produkte am diesjährigen Toni Märt an. «Diese Gelegenheit war genial», meint Lea, «es war ein richtig gutes Gefühl zu sehen, dass die Leute Interesse an deinen Produkten zeigen». Für Lea Hofer ging’s auf. Am Toni Märt war die Nachfrage nach dem Generation-Y-Weihnachtsbaumschmuck so gross, dass die erste Auflage bereits restlos ausverkauft ist.

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