Kreativität erfordert es für Behinderte in Angola bereits, trotz der schlechten Infrastruktur einigermassen mobil zu bleiben. Wailala geht auf seinen Händen. Fotos: Flurina Rothenberger

‹Self Design› in Luanda

Die Ausstellung «Sometimes People in Luanda shine!» an der ZHdK ermöglicht Begegnungen mit der Alltagswelt Behinderter in Luanda, einer der teuersten und zugleich ärmsten Städte der Welt. Sie geht der Frage nach, welche Rolle ‹Self Design› und Kreativität im Leben dieser Menschen spielt.


Die Ausstellung «Sometimes People in Luanda shine!» an der Zürcher Hochschulde der Künste ermöglicht Begegnungen mit der Alltagswelt Behinderter in Luanda, einer der teuersten und zugleich ärmsten Städte der Welt. Sie geht der Frage nach, welche Rolle ‹Self Design› und Kreativität im Leben dieser Menschen spielt.

Für ein Rechercheprojekt reisten die Designerin Bitten Stetter und der Soziologe Francis Müller, beide Dozierende am Department Design an der ZHdK, und die Fotografin Flurina Rothenberger nach Luanda in Angola. In einer ethnografischen Untersuchung erkundeten sie vor Ort kreative Strategien im Umgang mit körperlichen Behinderungen. Diese sind in Luanda aufgrund exzessiv eingesetzter Landminen während des 30-jährigen Bürgerkriegs und schlechter medizinischer Versorgung weit verbreitet. Es wird geschätzt, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung behindert sind.
 
Bewegt-Bild
Das Forscher-Trio hat über zwanzig Betroffene zu Gesprächen getroffen. Die Ausstellung «Sometimes People in Luanda shine!» greift auf das dabei gesammelte Material zurück, um auch den Ausstellungsbesuchern einen Eindruck des Alltages von Angolas Behinderten zu vermitteln. Bewegt-Bild-Porträts, die mit der Statik von Fotografie spielen, werden ergänzt durch Zitate. Zusammen sollen sie den Ausstellungsbesuchenden gleichsam eine eigene Begegnung mit den Betroffenen ermöglichen.

Spurensuche im Kunst und Alltag
Dabei lassen sich kreative Strategien der Porträtierten feststellen. Sie betreiben «Selbstdesign» in dem sie sich als Musiker, Tänzer oder Künstler profilieren. Im Bewegungsrepertoire des angolanischen Tanzes ‹Kuduro› lassen sich bereits Spuren von versehrten Kudurotänzern finden: Elemente, welche die Bewegung Behinderter imitieren. Die im Strassenbild allgegenwärtigen Behinderungen scheinen jedoch keinen dauerhaften Einfluss in der Umwelt zu hinterlassen. Dies, so vermutet Bitten Stetter, könnte daran liegen, dass der Umgang mit Gegenständen in einer extrem teuren aber sehr armen Gesellschaft radikal anders ist als unserer.

Podiumsdiskussion zu ‹Social Design›
Vor diesem Hintergrund stellen sich auch grundlegende Fragen um Chancen und Gefahren des ‹Social Design›. Designer reisen dabei in entlegene Weltgegenden und versuchen mit ihren Mitteln, vorgefundene soziale oder medizinische Probleme zu lösen. Von «partizipativem Vorgehen» ist dabei oft die Rede: Man möchte voneinander lernen und gemeinsam neue Modelle entwickeln. Doch wie ist das unter so grundlegend verschiedenen Voraussetzungen überhaupt möglich? Die Ausstellung stellt diese Frage in den Raum. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion sollen darauf Antworten gefunden werden.
 

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