Zeugnis einer Suche: Skizzen und Gedanken des letzten Semesters unserer Autorin.

Frei entwerfen

Ein freier Entwurf ohne festgelegte Funktion, Problem oder Ort? Schwieriger als man meint, erfuhr unsere Autorin im letzten Semester an der ETH Zürich.


Ein freier Entwurf ohne festgelegte Funktion, Problem oder Ort, ohne jegliche Vorgabe. Die einzige Grundlage ist eigenes Interesse und Neugier – ich bemerke wie schwierig es für mich ist so ein Entwurfsthema zu finden.

Bewerten oder Kritisieren fällt leicht, doch geht es darum ein eigenes Interesse zu formulieren, entstehen Zweifel. Die Stellung die man bezieht, die Position die man einnimmt, macht einen angreifbar. Beginnt man zu entwerfen, ist es schwierig ein Gleichgewicht zu finden, denn eine Idee kann langweilig sein oder erzwungen, zu einfach oder zu komplex, zu intuitiv oder zu verkopft.

Letztes Semester, während des Entwurfsstudios von Pascal Flammer gingen mir solche Gedanken durch den Kopf. In dem Studio geht es darum eine persönliche Faszination, ein Interesse, zu finden und sie dann in eine Form zu bringen. Dabei sollte der Vorschlag allgemeingültig und verständlich sein. Am Ende zählt das Ergebnis, welches vom Entstehungsprozess losgelöst betrachtet wird.

Ich schwanke zwischen zu vielen Ideen und totaler Leere. Nach sechs Jahren Architekturstudium komme ich zum ersten Mal an den Punkt, ohne jegliche Vorgabe zu entwerfen. Immer wieder will ich den anfänglichen Einfall fallenlassen, mir etwas Neues ausdenken, hinterfrage die grundsätzliche Idee. Frei zu entwerfen klingt gut, wer wünscht sich das nicht? Ich wundere mich, was mich davon abhält.

Vielleicht ist es die Angst am Ende zu versagen, die es zeitweise unmöglich macht über die Idee hinauszukommen, Gedanken in eine Gestalt zu bringen. Ich bin genervt von diesem Selbstzweifel. Manchmal muss man auch einfach machen, das Scheitern als etwas Natürliches sehen. Schafft man das, erfrischt es und tut gut. Und die guten Sachen entstehen.

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