Mitten in der Wüste im Iran steht ein Gebäude, das funktioniert wie ein natürlicher Kühlschrank. Es ist ein ‹Yakhchāl›, zu deutsch Eishaus. Seit hunderten von Jahren lagern die Perser dort das Eis für die Herstellung von Glacé.

Ein Eishaus im Iran

Mitten in der Wüste im Iran steht ein Gebäude, das funktioniert wie ein natürlicher Kühlschrank. Es ist ein ‹Yakhchāl›, zu deutsch Eishaus. Seit hunderten von Jahren lagern die Perser dort das Eis für die Herstellung von Glacé.




Im interdisziplinären Modul ‹Bauten entdecken› haben wir traditionelle Bautypen untersucht. Beteiligt waren die Studiengänge Innenarchitektur, Architektur, Gebäudetechnik und Bautechnik an der Hochschule Luzern. Wir beschäftigten uns mit der Ventilation und der Kühlung in der islamischen Bautradition. Dabei stiessen wir auf das ‹Yakhchāl›.

Abarkooh in der Provinz Yazd besitzt eines dieser Eishäuser. Die Kleinstadt mit 45‘000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt nahe an einer grossen Bergkette. Von diesen Bergen stammt das Wasser, das über unterirdische Kanäle in die Stadt gelangt. Das ‹Yakhchāl› wird nur im Sommer geöffnet, um die Eisklötze für die Herstellung des persischen Glacés herauszunehmen. Das Gebäude wird wieder verschlossen, wenn alles Eis verbraucht ist. Das Eishaus liegt es ausserhalb der Stadt, näher bei den Bergen und den Wasserkanälen. Das ‹Yakhchāl› hat zwei seitliche Eingänge, die den Wind von Westen nach Osten für ein kühles Innenraumklima nutzen. Auf der Südwestseite des Gebäudes verhindern zehn Meter hohe Wände die direkte Sonneneinstrahlung. Das Eishaus ist kuppelförmig, hat einen kreisförmigen Grundriss mit einem Durchmesser von fünfzehn Meter und ist dreissig Meter hoch. Die Fassade besteht aus einem Lehmgemisch mit Ziegenhaaren, Asche, Kalk und Eiweiss. Dadurch wird sie hitze- und wasserresistenter. Das Eis lagert fünfzehn Meter unter Terrain.

Seit es Elektrizität und Kühlschränke gibt, ist das ‹Yakhchāl› ist nicht mehr im Gebrauch. Unsere Aufgabe war es, uns eine neue Nutzung zu überlegen. Wir machten aus dem Eishaus einen Marktplatz. Die kühle Temperatur soll die zu verkaufenden Lebensmittel frisch halten. Dazu bauten wir ein Modell. Die Konstruktion und die Materialien liessen wir bestehen. Wir verstärkten einzig die Wände im unteren Bereich, um eine bessere Statik und Thermik zu erlangen. Zudem verlegten wir den Standort vom Stadtrand ins Stadtzentrum. Somit ist der neue Marktplatz zentral und für alle zugänglich.

* Angela Inäbnit studiert im 2. Semester Innenarchitektur an der Hochschule Luzern Technik & Architektur. Dieses Projekt hat sie zusammen mit Lukas Gysin, Dario Müller, Michael Kofel entworfen.

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