Gross und in hellen Lettern steht das Schlagwort «interdisziplinär» an der roten Fassade des Campus der Hochschule Luzern, Technik und Architektur.

Die Zukunft der Interdisziplinarität

Die disziplinenübergreifende Zusammenarbeit wird an der Hochschule Luzern gross geschrieben. Ein Bericht aus der Praxis.




Gross und in hellen Lettern steht das Schlagwort «interdisziplinär» an der roten Fassade des Campus der Hochschule Luzern, Technik und Architektur. Seit einem Jahr studiere ich nun hier. Schon in der ersten Studienwoche wurde das Leitwort Interdisziplinarität mehrmals täglich ausgesprochen. Damals war mir noch nicht bewusst, wieso von Studienbeginn an sehr grossen Wert darauf gelegt wird. Doch heute verstehe ich, dass fächerübergreifende Zusammenarbeit immer wichtiger wird, besonders im Bereich Bau.

Der interdisziplinäre Schwerpunkt wird in allen Departementen der HSLU gelebt. In den disziplinenübergreifenden Modulen durfte ich miterleben, wie Teams aus unterschiedlichen Studienrichtungen Projekte von Anfang an gemeinsam erarbeiten. Nicht immer verlief die Zusammenarbeit harmonisch, doch ich entwickelte dabei ein besseres Verständnis für die angrenzenden Bereiche und lernte neue Herangehensweisen kennen. Der Austausch zwischen den Studenten ist vielleicht sogar wichtiger als manche Vorlesung, um neue Erkenntnisse zu erwerben. Erst durch die Diskussion werden gemeinsame Lösungen gefunden, wobei verschiedene Teilaspekte zusammengeführt werden, sodass kein Nebeneinander sondern ein Miteinander entsteht.

Interdisziplinarität wird auch im zukünftigen Berufsleben wichtiger denn je sein, bekommen wir oft zu hören. Es werden Berufsfelder entstehen, welche es heute so noch nicht gibt. Also müssen auch Kompetenzen über die eigene Fachrichtung hinaus erworben werden.

Bei einem Hamburg-Aufenthalt habe ich die Elbhilharmonie der Stararchitekten Herzog & de Meuron besichtigt. Das Konzerthaus mit Hotel- und Wohnteil, das durch mehrere Disziplinen wie Architekten, Bautechnikern, Gebäudetechnikern, Innenarchitekten und Akustikern entstanden ist, beeindruckt durch seinen 110 Meter hohen Glasaufbau mit markant geschwungener Dachform. Über das Projekt wurde viel diskutiert, besonders auch in Sachen Nachhaltigkeit. Einige energieeffiziente Lösungen konnten integral miteinander gefunden werden. Zum Beispiel hat die Glasfassade auch eine thermische Wirkung, welche bei starker Sonneneinstrahlung das Aufheizen des Gebäudes verhindert und zudem der Ortung im Schiffsverkehr dient.

In den Vorlesungen wurde immer wieder erwähnt, dass gute Architektur «mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt». Das heisst, dass mehrere Probleme integral durch mehrere Disziplinen gemeinsam gelöst werden. Interdisziplinarität wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Umso wichtiger ist es im Bauwesen, dass verschiedene Fachrichtungen Hand in Hand arbeiten, damit ein Gebäude von aussen wie auch in seiner Nutzung überzeugt. Die Konkurrenz zwischen den Disziplinen sollte beendet und besser in die Zusammenarbeit gesteckt werden. Nur so können gute, nachhaltige Projekte realisiert werden, die einen Mehrwert bringen.

* Melanie Dorninger studiert an der Hochschule Luzern, Technik und Architektur.

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