Vor zwei Wochen hängten die 86 Absolvierenden des Architekturstudiums im ETH Hauptgebäude ihre Abschlussarbeiten aus.

Der Moment des Diploms

Vor zwei Wochen hängten die 86 Absolvierenden des Architekturstudiums im ETH-Hauptgebäude ihre Abschlussarbeiten aus. Unsere ‹Campus›-Autorin beschreibt, was die Diplomausstellung für sie bedeutet.

Es ist die Mischung aus Müdigkeit und Freude, welche die unverwechselbare Stimmung am Donnerstag 8. Dezember im Foyer des ETH Hauptgebäudes ausmachte. Am späten Nachmittag begann dort die Diplomausstellung der absolvierenden Architekturstudentinnen und -studenten. Leise und vereinzelt, fast unauffällig, schritten die 86 Absolvierenden mit ihrer Helferschaft in die Ausstellungszonen, um ihre Projekte an den vorgesehenen Stellwänden aufzuhängen und ihre Abgabe einzurichten. Von ihnen unbemerkt füllten sich die Räume mit Kommilitonen, Assistentinnen, Professoren und Familienmitgliedern bis das Anstossen und die Glückwünsche als Zeichen des erfolgreich abgeschlossenen Studiums erklangen.

Die Magie des Diploms wird in diesem Moment des Ausstellens spürbar: anders als bei Semesterprojekten wird der eigene Entwurf der Familie, Freunden und Neugierigen gezeigt. Die eigene Kreativität, die Reflexionen dahinter und der individuelle gestalterische Ausdruck treffen auf die Öffentlichkeit, die durch ihre Aufmerksamkeit dem Projekt Wert schenkt.

Das Studium lernt Räume zu schaffen, die durch ihre Volumetrie, Stofflichkeit, Fügung und  den natürlichen Lichteinfall eine Atmosphäre erzeugen. Die Materie, ihre Anordnung und Bearbeitung, können wir als Architekten beeinflussen und zum Sprechen bringen. Der Ausdruck von Architektur wird ohne die Präsenz des Autors wirken. In der Ausstellungseröffnung der Diplomarbeiten war die Stimmung menschlichen Ursprungs: man spürte den unermüdlichen Einsatz, die Leidenschaft und Motivation der Diplomierenden das bestmögliche Projekte abzugeben.

Heute gehe ich durch die sehr ruhige Ausstellung und kann immer noch die Fülle dieses Momentes spüren. Ich frage mich ob die anderen diese Faszination für Architektur in den Projekten ebenso fühlen. Ruhig spaziert ein Mann entlang der Diplomarbeiten und bleibt stehen.

* Nancy Reuland ist Teil der Redaktion von ‹trans› Fachmagazin für Architektur und Städtebau des D-ARCH der ETH Zürich und hat eben ihr Architekturstudium beendet.

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