Bilderflut, Bilderwut!

Bilderflut, Bilderwut

In ihrer Arbeit ‹Bilderflut, Bilderwut› setzt sich die Textildesignstudentin Vera Bruggmann kritisch mit Pressebildern von Krieg und Zerstörung auseinander.




Textilien sind nicht nur Gestaltungsfläche, sie können auch ein Statement sein. Es gibt zahlreiche Beispiele in Geschichte und Gegenwart, wie Textilien als Symbol für Widerstand verwendet werden: von Gandhis handgesponnen und handgewobenen Khadi-Stoff als Zeichen für die Eigenständigkeit der Indischen Bevölkerung bis zu den sehr aktuellen ‹Pussyhats›.

‹Speak up›, zeige deine Haltung in einer textilen Anwendung, lautete unsere Aufgabe. Damit hatten wir die Freiheit (und gleichzeitig auch die Herausforderung!) mit unseren Entwürfen eine kritische Position einzunehmen und unsere Meinung zu äussern. Meine Arbeit mit dem Titel ‹Bilderflut, Bilderwut› richtet sich gegen die unglaubliche Masse an Bildern in den Medien, gegen die tägliche Bilderflut, der wir nicht entfliehen können. Es wird uns schonungslos alles gezeigt, die Bilder respektieren den einzelnen Menschen kaum noch. Explizite Bilder von Leid, Krieg, Zerstörung, Gewalt und Tod muten den Betrachtenden viel zu, doch wo bleibt die Zeit sie zu verarbeiten?

Meine Reaktion auf solche Bilder ist jeweils eine grosse Hilfslosigkeit und Überforderung. Hinsehen oder wegsehen? Genau diesen persönlichen Konflikt habe ich versucht, in meinen Druckentwürfen darzustellen: Aus sogenanntem ‹found footage› – in meinem Projekt sind das Pressebilder aus Zeitungen und Internet, die schreckliche Szenen oder Situationen darstellen – habe ich digitale Collagen erstellt, ohne die Fotos zu verändern. Diese Entwürfe wurden anschliessend mittels einer Inkjet-Druckmaschine auf leichte Baumwollstoffe gedruckt. Zuletzt bearbeitete ich die Drucke manuell mit Siebdruck und einer Ätzdruckpaste, die grosse Teile der Inkjetfarbe zerstört.

Um das wortwörtlich Berührende der Bilder hervorzuheben, gestaltete ich die Entwürfe für Hemden- und Blusenstoffe. Die Anwendung am Körper soll die Distanz zu den meist fremden Bildern verändern und die Tragenden, genauso wie die Betrachtenden, zu einem bewussten Umgang mit Bildern anregen. Die persönliche Auseinandersetzung mit den Bildern, meine damit verbundenen Emotionen und die physische Bewegung des Auslöschens sollen in meinen Stoffen sicht- und spürbar sein. Es ist meine Art und Weise – auf der visuellen und gestalterischen Ebene – mit dieser Bilderflut umzugehen.

* Vera Bruggmann studiert im 6. Semester Textildesign an der Hochschule Luzern Kunst & Design.

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