Bauernmalerei reloaded
Wie sähe Appenzeller Bauernmalerei aus, wenn sie ungeschönt das hier und heute zeigen würde? Sabrina Haefeli hat es in ihrem Bachelor-Projekt an der Zürcher Hochschule der Künste ausprobiert.
«Mich interessiert die Identität der Schweiz jenseits von Idealisierungen», so die frisch gebackene Absolventin der Studienvertiefung Style & Design. Haefeli hat für ihre Neuinterpretation der Bauernmalerei je ein fiktives, typisches Dorf unserer Zeit aus dem Jura, dem Mittelland und den Alpen in Szene gesetzt. Den Bezug zur Tradition schaffen dabei deren ästhetische Merkmale wie perspektivisch deformierte Gebäude, unrealistische Farbigkeit ohne Unterschiede zwischen Nähe und Weite oder unpersönliche Gesichtsausdrücke. In den so entstandenen Motiven der Jung-Designerin scheinen aktuelle Themen aus den ländlichen Regionen wie Heliskiing, Zweitwohnungsbau oder Lädelisterben auf. Jedes der drei Sujets hat sie zur Gestaltung eines passenden Produkts verwendet. So ziert das Mittellandmotiv eine Stofftasche, als Antwort auf den grassierenden Shoppingcenter-Bau. Der Jura ist auf einem Tischset zu sehen, womit Haefeli Bezug nimmt auf das immer dünner werdende gastronomische Angebot in der Landschaft, in der sie aufgewachsen ist. Für die Alpenregion schliesslich hat sie «realistische» Postkarten hergestellt. Haefelis Projekt hat verschiedentlich Interesse geweckt, auch bei älteren Leuten, die den Bezug zu den traditionellen Motiven meist sofort herstellen können. Die Designerin prüft momentan, ihre Produkte in grösseren Auflagen herzustellen und zu vertreiben.