Für den 3-D-Scan musste Barbie Haare lassen. Fotos: Roman Jurt

Barbie reloaded

Im ‹Barbie Lab› der Zürcher Hochschule der Künste erweitern und transformieren Designstudierende das Kultspielzeug mit den Tools der digitalen Fabrikation oder versetzen es in neue Spielkontexte.


Die weltbekannte Puppe zielt in Aufmachung und Marketing auf junge Mädchen ab.

Im Industrial Design Lab der ZHdK rattern 3-D-Drucker, CNC-Hotwire-Cutter, Lasercutter und Schneidplotter. Die zehn Bachelor-Studierenden aus den Vertiefungen Industrial Design, Visuelle Kommunikation, Style & Design und Cast/Audiovisuelle Medien stellen in einer Zwischenpräsentation ihre Projekte vor. Die neuen Spielszenarien verpflanzen Barbie in Geschicklichkeits- und Konstruktionsspiele oder funktionieren sie vollständig um, indem die Puppe geschreddert und das Material anschliessend neuverwendet wird.

Strategisches Brettspiel
Cast-Student Matyas Fabian sagt zum ‹Barbie Lab›: «Mich hat die Arbeit mit 3-D-Druckern interessiert. Wir von Cast arbeiten meistens am Computer. Es ist eine coole Abwechslung, mal weg vom Bildschirm zu kommen». Ursprünglich wollte der Student ein Barbie-Schach konzipieren, doch merkte schnell, dass ihn diese Idee zu wenig herausfordert: «Das Spielkonzept ist beim Schach ja bereits gegeben, ich hätte nur die Figuren in die Barbie-Welt transformieren müssen. Das war mir zu einfach.» Stattdessen versucht sich Matyas nun in einem ‹Fashion-Strategy-Game›: ein Brettspiel für zwei Personen. Die Spieler sollen den Gegner mit Kleider-, Schuh- und Accessoiremünzen — die Matyas am PC designt und anschliessend mit dem 3-D-Drucker produziert –, etwas Glück und strategischem Geschick besiegen.

Vom Rollenspiel zum Baukastenprinzip
In eine andere Richtung geht das Projekt der angehenden Industrial Designerin Isabell Neumann. Sie gibt den Barbies einen neuen Verwendungszweck, wenn sie altersbedingt ausgedient haben. «Die gestalterische Freiheit in diesem Unterrichtsmodul ermöglicht mir, komplett weg von der Puppe zu kommen.» Neumann konstruiert mit dem 3-D-Drucker zusätzliche Bauteile, befestigt sie an der ursprünglichen Barbie und baut so verschiedenste geometrische Figuren. Zum Beispiel einen Tetraeder aus Barbiearmen.

Kinder als Designer
Pascal Arnet, Student der Visuellen Kommunikation, hat sich mit der Diskussion um das Körperbild beschäftigt, die der Spielzeugklassiker vor allem bei den Erwachsenen auslöst. «Dabei tritt oftmals in den Hintergrund, was die Kinder interessiert.» Pascal hat für sein Projekt mit einem Kindergarten zusammengearbeitet und möchte, dass die Mädchen und Buben selber gestalten. «Ich wollte wissen, ob die Kinder die Barbie überhaupt cool finden oder ob sie an ihr gerne etwas ändern würden. Dazu habe ich ihnen 2-D-Barbiemodelle gegeben, auf die sie ihre Änderungsvorschläge zeichnen konnten. Mit Computer und 3-D-Printer konstruiere ich jetzt aus diesen Inputs Add-ons für die Puppe.» So bekommt Pascals Barbie Hüte, einen propellerförmigen Rock oder ein Schwert und Flügel – und wird zur Kriegerin.

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